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Donnerstag, 15. Februar 2018

Quellensteuer USA Einfach Erklärt! Mit Beispiel

Lange Zeit habe ich um amerikanische Aktien einen großen Bogen gemacht oder nur Wachstumsaktien ohne Dividendenausschüttung gekauft. Der Grund war, dass ich Angst vor der vermeintlich komplizierten Besteuerung hatte, die möglicherweise viel Bürokratie oder verschenktes Geld bedeutet hätte.

Jetzt jedoch habe ich mich mal informiert und bin viel schlauer. Die Quellensteuer in den USA ist für Dividenden eigentlich ziemlich einfach und sogar unbürokratisch, man muss nur verstehen, wie sich alles errechnet. Daher will ich mit Beispielen arbeiten.


Beispiel Deutschland



Ich fange erst einmal mit den Grundlagen in Deutschland an, bevor ich Beispiele mit amerikanischen Aktien und deren Dividenden bringe. Außerdem verzichte ich auf Sparerfreibeträge, wir tun also so, als ob wir normal besteuert werden müssten. Ich lasse auch den Solidaritätszuschlag (soll abgeschafft werden) und die Kirchensteuer weg.

Folgendes Beispiel: Wir sind Deutsche, leben in Deutschland und haben eine deutsche Aktie im Depot - das Depot kommt von einem deutschen Anbieter. Das Unternehmen zahlt eine Dividende in Höhe von 100 Euro. Darauf entfallen 25 Prozent Abgeltungssteuer.

Also: 100-25=75.

Wir haben 75 Euro übrig und haben unsere gesamte Schuldigkeit in Bezug auf Steuern auf Kapitalerträge getan, egal, wie viel Einkommen wir aus Arbeit oder sonstigen anderen Einkommensarten haben (Stand 2018 - ich hoffe, die Politik schraubt nicht daran herum). Das war's.


Beispiel USA



Jetzt wird es erst spannend. In den USA gibt es bekanntlich eine Quellensteuer, das heißt, Amerika möchte gerne etwas vom Kuchen abhaben. Zunächst möchte ich ganz bewusst eine falsche Berechnung als Beispiel bringen, um zu zeigen, warum ich in Bezug auf amerikanische Dividenden verwirrt war.

Ich bin davon ausgegangen, dass die US-Quellensteuer 30 Prozent beträgt. Weiterhin bin ich davon ausgegangen, dass 15% auf die deutsche Abgeltungssteuer anrechenbar sei. Das, für sich genommen, hätte dann Folgendes bedeutet:

100 Euro Dividende
-30% Quellensteuer (von 100 Euro)
-25% Abgeltungssteuer (von 100 Euro)
Aber: statt -25% Abgeltungssteuer nur 10% Abgeltungssteuer, weil 15 Prozentpunkte von der US-Quellensteuer schon anerkannt werden

Nach dieser Rechnung hätte man folgendes Beispiel:

100-30-10=60
Damit wäre eine amerikanische Dividende, egal wie toll das Dividendenwachstum wäre, jedes Jahr ziemlich stark beschnitten.

Das Beispiel ist jedoch falsch!

Der Grund dafür liegt nicht daran, dass das Berechnungsweise an sich falsch wäre, sondern wir haben eine wichtige Tatsache vergessen, die oft unerwähnt bleibt und Neulinge wie mich verwirrt.

Die Verwirrung gründet daher, dass man oft von 15% redet, aber in unterschiedlichen Zusammenhängen:


  • 15% ist der Anrechnungsbetrag, den das deutsche Finanzamt auf ausländische Quellensteuer anrechnet
  • 15% ist aber auch der ermäßigte Quellensteuersatz für Nicht-US-Personen!
Aufgepasst: Wenn man (was für die meisten Menschen, die das hier lesen, zutreffen dürfte) als Deutscher in Deutschland lebt und ein Deutsches Broker-Konto hat, kann man einen reduzierten Satz an Quellensteuer zahlen, das heißt, man muss von vornherein nur 15% Quellensteuer von der Dividende bezahlen, und diese 15% werden dann auch gleich bei der Abgeltungssteuer berücksichtigt. Ich erkläre das gleich noch weiter. Erstmal das korrekte Rechenbeispiel:

100 Euro Dividende
-15 Euro Quellensteuer USA
-10 Euro Abgeltungssteuer (10 Euro Abgeltungssteuer und 15 Euro Quellensteuer entspricht zusammen 25% der erforderlichen Abgeltungssteuer nach deutschem Recht)

Wir behalten also 75 Euro, was genau dem Betrag entspricht, den wir behalten dürften, wenn es eine deutsche Aktie ohne Steuerfreibetrag wäre.

Jetzt noch einmal zu der Ermäßigung. Hier fängt ja wieder die Frage an: "Ist das nicht zu kompliziert mit dem Beantragen und so?"

Interessanterweise nicht, zumindest dann nicht, wenn man bei seinem Broker bereits automatisch die richtigen Formulare ausgefüllt hat.
Ich bin beim SBroker, da war es so, dass bei meiner Depot-Anmeldung viele Formulare auszufüllen waren, die sich damit beschäftigten, wo ich ansässig bin, ob ich die amerikanische Staatsbürgerschaft habe, ob ich sonstige enge Verbindungen in die USA habe und so weiter. Darunter war sogar ein in englischer Sprache verfasstes Dokument mit dem wichtigen Namen W-8Ben - und diesen Formulartitel sollte man sich merken!

Es gibt einen Link von der ComDirect Bank, der alles ziemlich gut auf den Punkt bringt: US-Steuerformular. Das Formular W-8Ben ist ein original amerikanisches Formular, welches von Behörden aus den USA benutzt wird, um festzustellen, ob beispielsweise Amerikaner aus dem Ausland heraus Erträge machen. Wenn den amerikanischen Behörden dieses Formular nicht zur Verfügung gestellt wird, vermuten sie das Schlimmste und berechnen 30 Prozent Quellsteuer.


Was man also prüfen sollte: Hat man bei seiner Anmeldung beim Broker schon dieses W-8Ben Formular ausgefüllt? Wenn ja, dann sollte bei der Auszahlung von Dividenden aus den USA bereits der "korrekte" Betrag ausgezahlt werden, ohne dass man sich Sorgen um Bürokratie oder verschenktes Geld machen muss.


Zusätzlich zu beachten



Hier noch ein paar Infos, die man in Hinblick auf die Quellensteuer aus den USA berücksichtigen sollte:


  • Der jährliche Sparerfreibetrag (801 Euro für Alleinstehende, 1602 Euro für Ehepaare) wird meines Wissens bei der Quellensteuer nicht berücksichtigt, man zahlt also Quellensteuer so, als hätte man den Freibetrag schon ausgeschöpft. Es ist daher möglicherweise empfehlenswert, wenn man den Freibetrag auf anderem Weg, zum Beispiel durch deutsche Zinsen oder deutsche Dividenden, ausnutzt
  • Wie bereits erwähnt, habe ich den Solidaritätszuschlag und die Kirchensteuer absichtlich außen vorgelassen, weil ich mich nicht zu sehr mit rechtlichen Aspekten verheddern will. Ich würde mal vermuten, dass der Soli und die Kirchensteuer separat gesehen werden und sich in ihren prozentualen Kosten an der vollen Dividende orientieren. Möglich ist, dass der Soli aber schon bald abgeschafft wird und dass Leute, die das hier lesen, gar nicht in der Kirche sind.
  • Amerikanische Aktien haben oft ein höheres Dividendenwachstum als deutsche Aktien, außerdem ist die amerikanische Börse stärker frequentiert, hat einen dicken Batzen am Kapitalmarkt und sorgt zusätzlich für Diversifikation.
  • Es ist ein gewisses Währungsrisiko zu beachten. Amerikanische Aktien basieren auf dem US-Dollar, das heißt, dass eventuelle Kursgewinne oder auch Dividendenwachstum leiden können, wenn die Heimatwährung der Aktie (also der US-Dollar) im Vergleich zum Euro schwächelt. Meines Wissens gilt das sowohl bei Kauf der Aktie auf einem deutschen Handelsplatz, als auch beim Kauf an einer amerikanischen Börse.
  • Man sollte auf jeden Fall prüfen, ob der eigene Broker sich um die korrekte Besteuerung kümmert (ob er das W-8Ben Formular nutzt und die korrekte Dividende überweist). Wenn man sich nicht sicher ist, kann man auf der Internetseite des eigenen Brokers mal bei den Formular-Downloads suchen.


Ich hoffe, dass ich anhand der Beispiele erklären konnte, warum die Quellensteuer aus den USA doch nicht so schlimm ist, weshalb die 30%-Regel für uns Deutsche (Türken, Russen etc.) nicht gilt (nach Antrag durch W-8Ben beim Broker) und weshalb daher alles, was für durch Dividenden verdienen, mit 25 Prozent Steuern abgegolten wird.

Was andere Staaten angeht: Es gibt einige Länder, die erfreulicherweise überhaupt keine Quellensteuer erheben, darunter sind momentan (Stand Feburar 2018) Brasilien, Singapur, Großbritannien, Indien, Zypern und eine Reihe weiterer Staaten. Das heißt: Wir zahlen ganz normal Abgeltungssteuer und werden von den ausländischen Behörden nicht belästigt. Dies gilt für Aktien, deren Unternehmen ihren Unternehmenssitz in diesen Ländern haben (der Handelsplatz ist egal).

Sehr viele Länder haben jedoch mit Deutschland ein Doppelbesteuerungsabkommen und noch dazu geringe Quellensteuern, so dass man in vielen Ländern eine volle Anrechnung auf die deutsche Abgeltungssteuer erreichen kann. Es gibt aber auch Ausnahmen. Hilfreich finde ich die Listen der deutschen Behörden, die man sorgfältig studieren sollte. Wie das im Einzelnen abläuft, muss man dann jedoch Land für Land selber recherchieren. Es ist möglich, dass hier tatsächlich Komplikationen auftreten, vor allem wenn manche Länder ganz gerne in ihrer eigenen Sprache kommunizieren.

Wenn es Kommentare gibt, freue ich mich. Alle Angaben ohne Gewähr, ich glaube aber, alles verstanden und richtig wiedergegeben zu haben.

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