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Freitag, 30. Juni 2023

Update zum letzten Post

 Ich hatte im April geschrieben, welche Aktien ich im Depot haben würde, wenn ich keine Tesla haben dürfte. Inzwischen bin ich, was dieses Thema angeht, etwas schlauer geworden.

Im Bereich der Bergbauunternehmen habe ich mich etwas weiter hineingelesen. Warum auch immer ich es nicht wusste, aber es gibt außer SQM und Albemarle natürlich auch andere Lithum-Unternehmen, die Dividende bezahlen, und zwar in Australien. Vermutlich habe ich um Australien schon länger einen großen Bogen gemacht, weil ich das Thema "franked dividends" zu kompliziert fand. Inzwischen weiß ich (oder glaube zu wissen), dass australische Unternehmen in der Regel "fully franked dividends" bezahlen, die dann steuerlich relativ unkompliziert sind und uns europäischen Investoren keine Kopfschmerzen bereiten.

Der Lithiumsektor hat aus meiner Sicht eine große Bedeutung für die nächsten Jahre. Ich habe daher meine Position weiter ausgebaut. Meine Lithium-Investitionen sind momentan SQM, Albemarle, Piedmont Lithium, Pilbara Minerals und Mineral Resources. Die beiden letztgenannten sind echte australische Aktien.

Dürfte ich keine Tesla-Aktien haben, würde ich hier zulangen, denn die Dividenden sind ganz nett und werden hoffentlich steigen. Hinzu kommt, dass Pilbara und MinRes Pläne haben, ihre Produkte aufzuwerten, indem sie aus dem Lithium Carbonate durch chemische Prozesse Lithium Hydroxite machen, welches für die Batterieherstellung wichtig ist. Zumindest habe ich es so verstanden.

Meine Tesla-Aktien sind derweil wieder gestiegen und liegen jetzt um die 250 Dollar.

Wie es in den nächsten Monaten weitergeht, weiß ich noch nicht. Ach ja, meine Broadcom sind heftig gestiegen. Bis in den Mai standen sie bei über 600 Dollar, jetzt aber bei 865. Und auch die 900 haben sie zwischendurch mal geknackt. Grund ist ein Hype um das Thema AI. Ich denke aber mal, dass sich diese Party-Stimmung noch legen wird.

Um noch etwas zum Thema Bergbau zu sagen: Kupfer ist möglicherweise weit unter dem Radar vieler Leute, weil Lithium eben sehr beliebt ist. Aber diese ganzen Kupferleitungen, dieses ganze Zeug mit elektrischer Leitfähigkeit und all die anderen Dinge, bei denen ich im Physikunterricht nicht aufgepasst habe, werden bei der elektrischen Revolution noch eine Rolle spielen. In manchen Kreisen auf Twitter spricht man inzwischen auch davon, dass Kupfer das neue Öl sein könnte. Interessanter Gedanke.

Ich persönlich werde die nächsten Monate damit verbringen, noch einige Euro hier und da anzulegen. Fraglich ist immer noch, ob ich einen Wiedereinstieg bei Medifast mache. Eigentlich wollte ich bei 80 Dollar rein, hatte aber gerade kein Geld, jetzt stehen sie bei 90. Wenn ich das in 10 Jahren lese und jetzt nicht kaufe, liegen sie bestimmt bei 300 Dollar oder so. Keine Ahnung.

In nächster Zeit werde ich weiter nach Zinsen und Dividenden suchen. In Frage kommen für mich weiter Bergbau, Tabak, Medifast, aber auch Anleihen wie z.B. Mexiko oder Brasilien. Es gibt viele Ideen, die um die Gunst meines Geldes konkurrieren müssen...

Dienstag, 11. April 2023

Wenn ich keine Tesla (TSLA) Aktien im Depot haben dürfte

 Die Aktie von Tesla (TSLA) macht inzwischen über 80 Prozent meines Portfolios aus. Das ist, wenn man die typischen Börsenweisheiten und auch meine eigenen Erfahrungen betrachtet, eher untypisch. Normalerweise soll man nicht alle Eier in einen Korb legen, wie es so schön heißt.

Dennoch erscheint die Gelegenheit, mit Tesla reich zu werden, zu verlockend. Ob die Aktie allerdings in ein paar Jahren mal bei 1000 Dollar liegen wird und zum Jahr 2030 noch mehr als das wert sein wird, muss man abwarten. Ich kann mir sowohl vorstellen, dass alle Erwartungen der Tesla Community übertroffen werden, als auch, dass am Ende der Hype einfach zu riesig war. Wir werden sehen.

Oft ist es so, dass man im Nachhinein schlauer ist und sich dann sagt: "Wenn ich diese Aktien nicht gehabt hätte, dann hätte ich stattdessen XYZ gekauft und hätte mehr Rendite gemacht". Um diesen psychologischen Fehler zu Umgehen, möchte ich heute einmal ein gedankliches Experiment wagen. Ich schreibe heute auf - und halte damit für die Nachwelt fest - welche Aktien ich heute, Anfang 2023, kaufen würde, wenn ich alle meine Tesla-Aktien eintauschen müsste. Dann weiß ich später wenigstens, was meine Vergleichsrendite gewesen wäre.

Bereits heute besitze ich neben Tesla noch andere Aktien, die aber weniger als 20 Prozent meines Portfolios ausmachen, manchmal sogar nur 10 Prozent, je nachdem, wie sich die Tesla-Aktie in Relation entwickelt.

Nennenswert vom Umfang her ist momentan nur die Aktie von Broadcom, die ich seit Mitte März 2020 besitze. Damals, im Corona-Crash, war die Aktie ungeheuer billig und passte von den Kennzahlen her perfekt in mein Portfolio. Andere Aktien, die ich bis vor einigen Monaten oder Jahren besaß, waren unter anderem Abbvie, Medifast und Starbucks. Teilweise bereue ich, diese Aktien verkauft zu haben, denn inzwischen bin ich immer mehr der Meinung, dass man einmal glücklich getätigte Käufe einfach halten sollte und die unter Wert gekauften Aktien einfach laufen lassen sollte. Denn: Selbst bei durchschnittlicher Rendite performen diese Unternehmen gut, wenn man sie einmal mit Rabatt gekauft hat. Der anfängliche Kaufrabatt zahlt sich ja über die Lebensdauer weiter aus, genau wie bei einem günstig gekauften Fernseher.

Welche Unternehmen würde ich heute kaufen, wenn ich keine Tesla haben dürfte?

An erster Stelle würde ich hier Broadcom nennen. Dieses Unternehmen würde ich auch heute noch zu guten Gelegenheiten nachkaufen. Für die nächsten Monate erwarte ich eine Rezession und könnte unter Umständen nochmal zulangen. Aber selbst heute, bei einer Dividendenrendite von 3%, scheint mir das Unternehmen attraktiv bewertet. Der Chartverlauf an der Börse ist letztendlich ein Sinnbild für die guten Geschäfte, die das Unternehmen seit Jahrzehnten macht. Das Umsatz- und Gewinnwachstum ist brillant.

Medifast würde ich ebenfalls in mein Portfolio zurückkaufen, wenn auch nicht in einer massiven Größe. Aktuell kann man Medifast so günstig bekommen, dass die Dividendenrendite bei fast 7 Prozent liegt. Das mag zwar als Warnzeichen erscheinen, was auch korrekt ist, denn in einer Rezession würden die Gewinne kurzfristig leiden. Wir wissen aber aus der Zeit vor den Zinsanhebungen von 2022 und 2023, dass das Unternehmen in einer wirtschaftlich soliden Phase seine Gewinne sehr rapide steigern konnte. Das Management hat sein Können bewiesen. Hinzu kommt, dass Medifast ohne Schulden auskommt, was gerade jetzt bei den hohen Zinsen ein riesiger Pluspunkt ist. Die einzigen Sorgen aus meiner Sicht: Die vielen Veränderungen im Marktumfeld. Sowohl die Algorhythmen der sozialen Medien ändern sich ständig, außerdem kommen im Diät- und Abnehmsektor, in welchem Medifast tätig ist, aktuell neue Medikamente auf den Markt, die Menschen schneller als bisher helfen könnten, Gewicht zu verlieren. Trotzdem glaube ich, dass das Unternehmen sein Geld wert ist, eben auch deshalb, weil sie keine Schulden haben und damit ihr Geld mehr oder weniger selbst erschaffen, und das mit tollen Margen, die im Zweifel Luft nach unten haben.

Wer könnte noch auf meine Depotliste kommen? Es mag etwas zynisch erscheinen, aber ein weiterer ehemaliger Kandidat von mir könnte auch hier einen Platz in meinem Depot erlangen, nämlich die umstrittene British American Tobacco (BAT). Zwar ist der Tabakkonsum insgesamt im Rückgang, allerdings wird gerade in ärmeren Gegenden auf der Welt und in schwierigen Zeiten gerne geraucht. Auch neue Produkte, nämlich im Vaping-Bereich, sind bei Jugendlichen beliebt. BAT ist eine Wette auf die dunkle Seite des Lebens, eine Wette darauf, dass sich manche Dinge nie ändern, dass Lebensgewohnheiten sich nicht umschalten lassen, dass Menschen weiterhin ungesunde Rituale haben. Letztendlich habe ich damit kein moralisches Problem, denn ich bin Passivraucher, da die Raucher auf dem Weg zur Arbeit keine Rücksicht auf mich nehmen, sei es auf dem Gehweg oder an der Bahnstation. Da denke ich mir: Dann will ich wenigstens finanziell davon profitieren.

Ebenfalls in meinem Depot landet mindestens ein Bergbaukonzern. Hier bin ich etwas im Unklaren, worauf ich setzen würde. Ich bin mir sicher, dass der Bereich Lithium wichtig ist, allerdings haben sich die ganz großen Bergbaukonzerne bisher nicht dazu bewegen lassen, nennenswert in Übernahmen oder neue Minen zu investieren. Von daher fällt die Auswahl schwer. Ein möglicher Kandidat war bei mir immer Rio Tinto, allerdings habe ich zuletzt als kleine Position Glencore gekauft, weil die sehr viel mit Kupfer, Nickel und Kobalt zu tun haben, was für die Zukunft (Elektrifizierung der Welt) sehr wichtig sein wird. Ich habe auch einige der kleineren Firmen, die Lithium produzieren, im Depot, nämlich SQM, Albemarle und Piedmont. Wenn ich keine Tesla-Aktien haben dürfte, würde ich hier wahrscheinlich auf eine gemischte Position setzen, oder einen Bergbau-ETF nutzen. Viele Unternehmen gefallen mir. Neben den genannten kommt auch Vale in Frage. Ich tue mich bei der Auswahl allerdings schwer und lasse den Punkt daher etwas vage stehen.

Ebenfalls ein unpräziser Kandidat in meinem Depot ist der nächste. Ich bin ein großer Fan von Restaurant- und Getränkeunternehmen. Im Jahr 2012 habe ich mal relativ kurz Monster Beverage unter die Lupe genommen, dann aber nicht gekauft. Es wäre eine der besten Entscheidungen gewesen. Schade. Momentan interessant finde ich Celsius Holdings, ein Energy-Drink-Hersteller aus dem Bereich der kalorienarmen Getränke. Ob sich die Story von Monster Beverage wiederholen kann, weiß ich nicht, und ich würde wahrscheinlich nicht in großer Höhe investieren. Aber auch Restaurants kommen in Frage. Interessant für mich wären aber nicht die etablierten Player, sondern neue, aufstrebende Restaurants mit niedriger Marktkapitalisierung und hohem Wachstum. Ich müsste hier aber vom Erfolg überzeugt sein und Gewinne sollten auch schon vorhanden sein. Eine Rückkehr zu Starbucks schließe ich ebenfalls nicht aus, hier handelt es sich um einen Dividendenzahler, der noch Luft nach oben hat.

Bei diesen 5 Positionen (Broadcom, Medifast, BAT, Bergbau, Gastronomie) würde ich es erst einmal belassen. Weitere kleinere Positionen, die ich in Erwägung ziehen würde: NVIDIA als Wachstumsunternehmen, Hipgnosis als Diversifikation in Songrechte, und potenziell alle Dividendenzahler, die eine 3-Prozent-Rendite haben und zu einem günstigen Preis gehandelt werden, während sie 15% und mehr pro Jahr wachsen (sowohl Umsatz als auch Gewinn). Ab und zu auch Anleihen, wenn die Zinsen hoch stehen, so wie jetzt.

Von der Gewichtung her würde ich sagen: 30% Broadcom, 15% Medifast, 15% BAT, 15% Bergbau, 15% Gastronomie, 10% restliche Werte.

Natürlich ist diese Gewichtung in gewisser Weise riskant, aber ich möchte hier nicht zu lange herumkalkulieren. Es soll nur eine gewisse Einschätzung sein, worauf ich wetten würde. Insgesamt wäre mein Portfolio ohne Tesla weitaus dividendenlastiger, was auch eher zu mir passt, denn ich bin eigentlich ganz froh, wenn ich mir keine Gedanken um das Makro machen muss und einfach jedes Jahr Gewinne ausgezahlt bekomme, egal was die Börse macht. Ob diese Gewinne dann etwas schwanken wegen der Wirtschaftslage, stört mich nicht allzu sehr.

Im Jahr 2030 werde ich mal zurückblicken und schauen, ob diese Auswahl dann besser gewesen wäre als Tesla. Mal gucken.


Dienstag, 13. Dezember 2022

Tesla, Gedanken 2022 und 2023 und "Die eigene Strategie entwickeln"

Sehr viel ist passiert seit meinem letzten Post. Ich will nicht lange drumherum reden. Mein Portfolio hat sich radikal geändert und besteht momentan nur aus zwei großen Positionen, die zusammen fast 100 Prozent ausmachen. Allerdings handelt es sich bei der größeren dieser Positionen NICHT um meine eigentliche Kernstrategie. Mehr dazu gleich...

Im August 2020 habe ich Tesla entdeckt. Mir war das Unternehmen davor zwar schon ein Begriff, ich kannte die Firma aber eher als ein hochgejazztes Hype-Unternehmen, und die Autos könnten sich ja nur reiche Leute leisten, die sich wohl fühlen wollen und so tun möchten, als läge ihnen das Klima am Herzen. So weit meine Vorurteile. Ich schaute dann hunderte Stunden Youtube-Videos an und machte mich mit der Argumentation der Bullen vertraut. Kurz gefasst: Meine Weltsicht änderte sich so radikal, dass ich "netto" (also bereinigt um andere Aktien, die ich zwischendurch ge-und wieder verkauft habe) zwischen August 2020 und Dezember 2022, also in über zwei Jahren, letztendlich nur diese eine Aktie gekauft habe, immer wieder und wieder, fast jeden Monat.

Alles andere, was ich zwischendurch mal kaufte, wurde irgendwann wieder verkauft und in Tesla umgemünzt.

Nun, im Dezember 2022, habe ich meine Sucht überwunden und mir versprochen, keine weiteren Tesla-Aktien zu kaufen, zum Einen weil ich der Meinung bin, dass ich für das Bullen-Szenario genügend Aktien habe und reich werden könnte, wenn das Unternehmen die positiven Erwartungen erfüllt, zum Anderen weil ich im Negativszenario zumindest irgendetwas anderes haben möchte, an dem ich mich festhalten kann. Denn in der verrückten Welt um Elon Musk ist nichts ausgeschlossen: Eine Ermordung Musks, der erzwungene Rücktritt, falls er etwas Falsches sagt, die komplette Zerstörung der Marke Tesla durch politisch inkorrekte Tweets, und so weiter.

Eigentlich ist Tesla aber, wie bereits gesagt, kein eigentliches Kern-Investment nach meiner persönlichen Strategie, sondern etwas, in das ich einfach so rein gerutscht bin. Am Anfang widersprach Tesla jeglichen Kriterien, die ich an eine Aktie lege: Das Unternehmen hatte ein astronomisch hohes KGV von über 1000, es gab keine Dividenden, es war aus meiner Sicht vollkommen unklar, woran man eine "faire" Bewertung überhaupt vornehmen konnte. Auf der anderen Seite befand sich die Aktie in einem radikalen technischen Aufstieg, der zu einer Verzehnfachung des Kurses führte, wovon ich leider nur noch die letzte Verdoppelung miterleben durfte bis zum Allzeithoch.

Erst jetzt, im Jahr 2022, ist das Unternehmen innerhalb eines Bärenmarktes in diese "normale" Bewertung hineingewachsen, und ist dabei vom Kurs her auch gefallen. Inzwischen kann man sagen, dass das Unternehmen günstig ist, wenn man die Formel von Peter Lynch zugrunde legt, dass ein Unternehmen dann fair bewertet ist, wenn seine Gewinn-Wachstumsrate dem KGV entspricht. Tesla hat vor, seine Produktionszahlen jährlich im Durchschnitt um 50% zu steigern. Wenn man bedenkt, das pro zusätzlich verkauftem Fahrzeug nicht anteilig eine neue Fabrik gekauft werden muss, kann man sich relativ leicht denken, dass die Gewinne dann stärker als die Umsätze steigen müssen. Weitere Effizienzen und Economies of Scale werden ebenfalls einen Beitrag leisten.

Selbst wenn man konservativ davon ausgeht, dass Produktion=Umsatz=Gewinn ist (von der Steigerung her), dann wäre ein KGV von 50 einer Wachstumsrate von 50% also entsprechend zuzuordnen. Tesla notiert in diesem Bärenmarkt aber weit darunter, wenn man sich die Schätzungen für das nächste Jahr ansieht.

Für das Jahr 2023 erwarte ich 7 Dollar pro Aktie an Gewinn. Wir werden sehen, ob dies eintritt und mit welchem KGV Tesla dann bewertet wird.

Zurück zu meiner eigentlichen Strategie. Ich habe für mich selbst etwas mehr herausgefunden darüber, was für ein Investor ich eigentlich bin und womit ich mich wohlfühle. Obwohl Tesla zeitweise 90 Prozent oder mehr meines Portfolios ausmacht und ich daran wohl oder übel nichts ändern werde, handelte es sich hierbei um eine Ausnahme, weil mich über die Jahre einfach die qualitativen Aussichten des Unternehmen sehr stark überzeugt haben, ohne dass ich der Bewertung allzu viel Bedeutung zugewiesen habe. Zeitweise habe ich eher aus technischen Anhaltspunkten gekauft, zum Beispiel bei neuen Lows im Jahr 2021 und 2022. Irgendwann habe ich dann mehr auf die Earnings geachtet und mir dann darüber den fairen Wert abgeleitet.

Was aber ist meine eigentliche Strategie, in der ich mich zu Hause fühle und zu der ich zurückkehren werde und bei der ich geblieben wäre, wenn es Tesla nicht gegeben hätte?

Bei mir kristallisiert sich da inzwischen etwas heraus, was ich in einige Worte zu kleiden versuchen möchte, auch wenn es keine "harten" Kriterien sind, and die ich mich immer halte:


  • Ich bevorzuge Unternehmen mit Dividende, weil die Dividende mich von Bullen- und Bärenmärkten weitestgehend unabhängig macht. Dass die Dividende einen wirtschaftlichen Abschwung nicht verhindern kann und theoretisch betrachtet "unbedeutend" ist, weil Dividenden sich immer aus Gewinnen generieren, die genauso gut auf andere Weise reinvestiert werden könnten (z.B. Buybacks, Übernahmen) ist mir klar. Mir ist aber das passive Einkommen einiges Wert.
  • Ich wünsche mir einen fairen Wert, stark angelehnt in der Regel an das Price-to-Earnings-Growth-System (PEG) von Peter Lynch. Wenn absehbar ist, dass ein Unternehmen seine Gewinne um X Prozent steigern kann, und das KGV bei genau dieser Zahl X oder niedriger liegt, bezahle ich einen fairen Preis. Am liebsten ist mir natürlich, wenn diese Gewinnsteigerungen über mehrere Jahre sowohl in Vergangenheit als auch Zukunft zu beobachten sind.
  • Ich erwarte eine gewisse Attraktivität des Unternehmens und der Branche insgesamt. Gerne setze ich auf Unternehmen, die sich in wachsenden Märkten aufhalten, so zum Beispiel in der Batteriebranche (Elektroautos, Lithium) als auch im Bereich Halbleiter, 5G. Es geht nicht darum, den nächsten heißen Trend für etwas, was erst in 30 Jahren profitabel ist, zu finden, sondern einen natürlichen, länger anhaltenden Rückenwind im Investment zu haben. Auch Unternehmen mit hohem Wiedererkennungswert (Marke) kann ich mir grundsätzlich gut vorstellen.
  • Ich nutze besonders gerne schwache Marktphasen, insbesondere heftige Crashes (März 2020), Phasen größerer Unsicherheit (Inflation? Zinsen? Krieg?) und kaufe in diese Phasen hinein, noch bevor sich die Lage geklärt hat. Mir muss dabei klar sein, dass sich das Marktumfeld dann NICHT gut anfühlt, man kauft also, wenn alle Angst haben und es große Bauchschmerzen gibt. Ja, auch Bauchschmerzen dahingehend, dass die Kurse nochmal 50% fallen könnten. Ob es sich für mich lohnt, kann ich dann Tag für Tag an der aktuellen Dividendenrendite ablesen.
  • Ich kaufe gerne gestreut über mehrere Quartale! Dadurch kann ich mehrere Effekte nutzen: Insbesondere bei Wachstums- und Zyklikeraktien weiß man nie so genau, ob man sich gerade in einer Phase befindet, in der alles erstaunlich gut läuft oder in der man gerade ein Schnäppchen hat. Dadurch, dass ich zwischen den Käufen Quartalsberichte geschehen lasse, können sich meine vorherigen Käufe "stabilisieren", das heißt, das Management gibt mit dem Quartalsbericht Feedback, wie die Geschäfte gelaufen sind, und der Gesamtmarkt kann dann entscheiden, was der angemessene Wert für die Aktie ist. Wenn der Kurs stark steigt, freue ich mich über die gelungenen bisherigen Käufe. Sinkt die Aktie, habe ich die Chance, mein Unternehmen erneut zu bewerten, den bisherigen Kauf in Frage zu stellen, bei Gelegenheit aber günstig nachzukaufen. In jedem Fall sammle ich Erfahrungswerte und kann das "Averaging in" als guten Durchschnittskaufpreis nutzen.
  • Es freut mich, wenn das Unternehmen nicht zu viele Schulden hat, aber ich bin bereit, Abstriche in diesem Bereich in Kauf zu nehmen.
  • Ich lasse manchmal mehrere Investitionsmöglichkeiten gleichzeitig in meinem Gedanken kreisen und denke so lange nach, bis sich die beste und stärkste Investmentidee durchgesetzt hat.
  • WICHTIG: Es gibt manchmal Phasen (vor allem in Bullenmärkten), in denen man sich dumm und dämlich suchen kann und nichts findet, obwohl man Stock Screener, Analystenratings und ähnliche Tools benutzt. Wenn nichts bei der Recherche herumkommt, einfach das Geld liegen lassen. Man ist 6 Monate später immer ein besserer/erfahrener Investor als zuvor und vielleicht ändert sich die Marktphase bis dahin.
Was mich bei meinen Überlegungen in den letzten Monaten und Jahren ermutigt hat, ist die Tatsache, dass ich bereits zwei Mal über den Kauf einer Aktie nachgedacht habe, die dann einige Zeit später (in einem Fall sogar wenige Tage später) von Warren Buffett gekauft wurde! Ich kann nicht behaupten, dieselben Hausaufgaben wie er zu machen, aber wenn er zu ähnlichen Schlussfolgerungen kommt wie ich, finde ich das spannend.
Einmal vor ein paar Jahren kam bei meiner Recherche heraus, dass der japanische Großkonzern Itochu ganz interessant sein könnte. Ich entschied mich dann gegen einen Kauf, weil mir das Unternehmen am Ende vielleicht doch etwas zu statisch erschien. Es vergingen einige Monate, bis sich Warren Buffett bei mehreren großen Sogo Shosha, wie diese Großkonzerne dort heißen, bediente.
Und neulich, im November 2022, kam mir die Aktie von Taiwan Semiconductor interessant vor. Der Kurs war relativ stark gedrückt, weil es Spannungen mit China gab. Aber ansonsten sah alles spannend aus: Saubere Dividendenrendite von 3% bei gleichzeitig niedriger Ausschüttungsquote, extrem starke Marktposition (Taiwan stellt her, was Nvidia, Broadcom und co. verkaufen möchten), massive Margen von 50%. Gleichzeitig war das KGV bei lächerlichen 7, obwohl laut Yahoo Finance Wachstumsraten von 20% für die nächsten 5 Jahre vorhergesehen wurden. Also eigentlich wäre dann ein KGV von 20 angemessen.
Ich hatte zu diesem Zeitpunkt nicht viel Geld zur Verfügung und war mir auch nicht sicher, ob ich nicht vielleicht doch lieber etwas anderes mit einer höheren Dividendenrendite kaufen würde. Dann kaufte Warren Buffett (und seine Fans) und für mich ist die Sache seitdem erledigt.

Man sieht also: Wenn man es in einer leichten Abwandlung des Pareto-Prinzips sieht, kann man mit relativ wenigen Grundregeln relativ solide Entscheidungen treffen, zumindest aus meiner Sicht.
Ich mache mir nichts vor: Die Entscheidung für oder gegen eine Aktie habe ich relativ schnell getroffen und lasse mich nur manchmal davon abbringen. Letztendlich lasse ich die Zahlen die Geschichte erzählen und mache mir ein paar grundsätzliche qualitative Gedanken zur Branche, das war's.
Ich bin einfach nicht der Typ dafür, der erst dutzende Quartalsberichte liest und sich tief in die Materie hineinarbeitet. Bewertung prüfen, Wachstum prüfen, gute Branche, geeignete Marktstimmung, keine großen Risiken, fertig.
Schief gehen kann es eh immer. Von daher halte ich es simpel, auch wenn ich mir bezüglich der oben genannten Punkte dann eben doch den Kopf zerbreche.

Mittwoch, 4. November 2020

Dividendenstrategie mit Wachstumsmotor im Jahr 2020

 Tja, da habe ich also mal 2 Jahre nichts Neues geschrieben und melde mich am Tag der Präsidentschaftswahlauszählung wieder.


Ich habe eine ordentlichen Wissenszuwachs in den letzten Jahren erlangt und viel Neues ausprobiert. Inzwischen ist meine Investitionsstrategie weitaus ausgeklügelter als vorher und ich tappe nicht in so viele Fallen hinein.


Obwohl ich auch Aktien im Depot habe, mit denen ich auf Kursgewinne abziele, ist der Hauptteil meines Portfolios streng auf Dividenden ausgerichtet. Dabei konzentriere ich mich aber vor allem auf Dividendenwachstumsaktien, also Aktien mit Dividende, die immer weiter erhöht wird!


Das ist ein erheblicher Unterschied zu den typischen Dividendentiteln, die man häufig auf Youtube präsentiert bekommt. Leider scheinen Dividendenaktionäre immer sehr konventionelle Investoren zu sein, so dass auch die entsprechenden Youtuber in diesem Bereich meistens in Langweiler-Aktien investieren. Es ist immer dieselbe Tristesse: Procter & Gamble, Coca-Cola, AT&T, Realty Income und so weiter...


Kaum jemand traut sich, mal in die zweite oder dritte Liga der Aktien zu gucken. Auch ausländische Aktien werden fast gar nicht angerührt. Es sind immer entweder amerikanische (US-Youtuber) oder deutsche Aktien.


Ich will nicht sagen, dass alle meine Aktien Geheimtipps sind oder sie alle wie verrückt wachsen, denn einige sind gestandene Cash Cows, aber insgesamt ist mein Portfolio doch etwas ungewöhnlich. Hier meine aktuellen Aktien, auf die ich hierbei setze:


BAT: Reine Cash Cow, um den Sparerfreibetrag gut auszunutzen.

Abbvie: Ebenfalls Cash Cow, aber mit Wachstumspotenzial, wenn sie es schaffen, neue Medikamente auf den Markt zu bringen.

CapitaLand: Kennt kein Schwein in Deutschland oder USA. Großes Immobilienimperium aus Singapur mit Geschäften in ganz Asien, von Indien über Südostasien bis China.

Fosun International: Chinesische Holding-Firma nach Vorbild von Berkshire Hathaway.

Broadcom: Technologieunternehmen im Halbleitersektor, ein großer Kunde ist Apple.

Medifast: Konkurrent von Weight Watchers mit hohen Wachstumszahlen.

China Maple Leaf Education: Chinesisches Unternehmen aus dem privaten Bildungssektor, betreibt unter anderem internationale Schulen in China und anderen Ländern nach bilingualem chinesisch-kanadischem Curriculum.


Wie man anhand dieser Auswahl erkennen kann, setze ich auf Unternehmen, die nicht jeder kennt, die aber meine Vorgaben erfüllen. Und von den Kennzahlen her können diese Unternehmen meiner Ansicht nach locker mit Coca-Cola und Co. mithalten. Sie weisen ähnliche Werte auf, sind aber lediglich nicht so "sicher" und "markenstark" wie die typischen Verdächtigen.


Worauf kommt es mir also an?


Dividendenrendite: Sollte nicht alleine als Qualitätsmerkmal gesehen werden, kann aber in Zusammenhang mit den anderen Kennzahlen sehr aussagekräftig sein. Nicht zu niedrig (ich nehme gerne 2% oder mehr), aber auch nicht unbedingt zu hoch.


Ausschüttungsquote: Sagt aus, wie viel vom Gewinn aus dem Unternehmen geht. Je niedriger diese Quote, desto mehr Raum für Investitionen hat das Unternehmen noch.


KGV / PE-Ratio: Sagt aus, wie teuer das Unternehmen ist und wie viel Wachstumserwartung eingepreist ist.


Gewinnwachstum (hier: Gewinnwachstum pro Aktie Durchschnitt letzte 5 Jahre): Dient als Vergleichsmaßstab dazu, das KGV ins Verhältnis zu rücken. Wenn dieser prozentuale Wert gleich oder höher dem KGV ist, dann ist die Aktie zumindest fair bewertet.


Debt to Capital: Wie viele Schulden im Vergleich zum Eigenkapital hat das Unternehmen? Ich habe sowohl hoch verschuldete als auch gering verschuldete Unternehmen. Wer wenig Schulden hat, muss wenig Schulden abbezahlen, wer viele Schulden hat, kann damit möglicherweise gute Investitionen stemmen. 


Das sind ganz grob gesagt die Dinge, auf die ich achte. In letzter Zeit spielen auch die Margen eine Rolle. Ich bin ganz glücklich, wenn ich Unternehmen habe, die nicht massiv viel Geld für ihre Unternehmungen ausgeben müssen. Schwere Maschinen und gigantische Lagerhallen sind bei mir nicht ganz so oft im Depot drin, dafür mag ich kleine, schlanke Dienstleister, die mit wenig Kapital viel erreichen können. Aber auch hier ist sicher eine gewisse Mischung gut.


Ich bin mal gespannt, ob ich bei Youtube in den nächsten Monaten noch interessante Unternehmen vorgestellt bekomme. Ich möchte wirklich nicht die tausendste Vorstellung von Unternehmen aus der ersten Liga sehen.

Montag, 12. November 2018

100 Euro im Monat durch Dividenden - Wie geht das?

Passives Einkommen ist ein großes Ziel vieler Leute, die sich mit Finanzen und finanzieller Freiheit beschäftigen.

Ein kleiner Schritt zu dieser Unabhängigkeit ist die Überlegung, wie man eigentlich an 100 Euro im Monat kommen kann. Wie schaffe ich es, 100 Euro pro Monat durch Dividenden zu bekommen?

Ich erkläre heute einmal, welche Überlegungen man hier anstellen kann. Wer weiter denkt, kommt dann schnell auf Überlegungen, wie es mit 200 Euro, 1000 Euro und so weiter aussieht. Also aufgepasst!


100 Euro im Monat durch Dividenden



Eine Sache möchte ich vorweg sagen: mir geht es hier nicht um eine monatliche Dividende, wie sie bestimmte Unternehmen, zum Beispiel in den USA oder Kanada, in seltenen Fällen zahlen. Eine monatliche Dividende ist für mich identisch mit einer jährlichen Dividende, die man durch zwölf teilt. Was ich hier beschreiben will, ist lediglich, wie man durchschnittlich auf 100 Euro im Monat kommt, egal ob man alles in einer Zahlung, quartalsweise oder monatlich erhält. Zur Info: Deutsche Unternehmen zahlen einmal jährlich Dividende, Ausnahmen kenne ich keine.

Wie also schafft man 100 Euro im Monat? Es gibt hier mehrere Faktoren, die man berücksichtigen muss:


  • Anzulegendes Kapital: Je mehr Geld du hast, desto einfacher ist es, damit Aktien zu kaufen, die zu einer Dividende von 100 Euro im Monat führen
  • Zeit: Kaufst du Aktien von Unternehmen, die ihre Dividende von Jahr zu Jahr steigern, erhältst du vielleicht mit etwas Geduld auch dann 100 Euro im Monat, wenn die Anfangsrendite nicht so rosig aussieht - du musst eben einige Jahre warten
  • Dividendenrendite: Das Verhältnis von Kaufpreis und Dividende entscheidet darüber, wie viel Prozent deines Kaufpreises wieder an dich zurückfließt - niedrigere Renditen gelten gemeinhin als etwas sicherer, hohe Dividenden (meist oberhalb von 5 Prozent) können auf gewisse Risiken hindeuten, was aber nicht pauschal gesagt werden kann - wenn du mehr wissen willst, lies dich an anderer Stelle darüber schlau
Als nächstes will ich an einigen Beispielen "rückwärts" rechnen, unter welchen Voraussetzungen man 100 Euro im Monat durchschnittlich erwarten kann.


100 Euro im Monat - so geht's!



Wenn wir wissen, wollen, wie viel Kapital wir überhaupt brauchen, gehen wir umgekehrt vor und überlegen uns, welche Marktparameter aktuell realistisch sind. Frage dich also: Welche gesunden Unternehmen kennst du, welche zahlen sichere und nachhaltige Dividenden? Viele davon finden wir beispielsweise im DAX, wobei ich absichtlich auf konkrete namentliche Nennungen verzichten möchte.

Nun müssen wir uns überlegen, welche Dividendenrendite zu erwarten ist. Relativ häufig sind Renditen von 3 bis 5 Prozent, das heißt, wenn ich die Aktie jetzt kaufe, bekäme ich einen solchen Prozentsatz ausgezahlt, wenn die nächste jährliche Dividendenauszahlung ansteht.

Sobald ich einschätzen kann, wie viel mich prozentual erwartet, kann ich zurückrechnen, wie hoch das Kapital sein muss, damit ich 100 Euro im Monat bekomme, oder anders gesagt: 1200 Euro im Jahr.

Nehmen wir drei Beispiele, je 3%, 4% und 5% Rendite:

1200:3*100=40.000
1200:4*100=30.000
1200:5*100=24.000

Um also die 1200 Euro jährlich zu erhalten, benötige ich bei einer Dividendenrendite von 3 Prozent 40.000 Euro, bei 4 Prozent benötige ich 30.000 Euro, und bei 5 Prozent benötige ich nur 24.000 Euro.

Wir müssen aber noch Steuern einberechnen. Zum Glück ist das Steuerrecht bei Dividenden in Deutschland relativ simpel. Es gibt eine Kapitalertragssteuer, die dafür sorgt, dass die Einkommenssteuer nicht weiter berücksichtigt werden muss. Obwohl man noch Kirchensteuer und Solidaritätszuschlag mitberechnen muss, was einen Steuersatz von über 26 Prozent verursacht, rechne ich gerne mit 25 Prozent, der Einfachheit halber. Eine genauere Berechnung erspare ich mir gerne.

Es gibt einen Freibetrag, den man von dieser Steuer abziehen kann. Bei Singles ist der Betrag 801 Euro, bei einem Verheirateten liegt er bei 1602 Euro. Die nachfolgenden Multiplikationen erfolgen also nach Abzug eines solchen Betrags, den wir nachher wieder einsetzen (oder, der Einfachheit halber, spart man sich diesen Schritt ebenfalls, je nach Situation).

Ich möchte das oberste der drei genannten Beispiele einmal (ohne Berücksichtigung des Freibetrages) durchgehen:

1200:75*100=1600
1600:3*100=53.333,33

Wenn es keinen Freibetrag gäbe, müsste man also 53.333 Euro zur Verfügung haben, wenn man bei einer Dividendenrendite von 3 Prozent die berühmten 100 Euro im Monat haben wollte. Ich gebe aber zu Bedenken, dass Verheiratete 1602 Euro frei haben und damit nicht auf 75% herunterrechnen müssen, es bliebe also bei dem Beispiel von oben mit 40.000 Euro.

Wer alleinstehend ist, hat es allerdings auch nicht so schwer, immerhin sind mit 801 Euro bereits zwei Drittel dessen steuerfrei, was man braucht, um 100 Euro im Monat zu erhalten. Vielleicht einfach mal mit dem derzeitigen Kapital rechnen und den eigenen Freibetrag rausnehmen.


Wie viel brauche ich denn nun?



Es gibt etliche Möglichkeiten, hin und her zu rechnen, was ich aber in erster Linie sagen will, ist: In der Regel, und bei normalen Aktienmarkt-Verhältnissen, braucht man in etwa ein Kapital um die 30.000 bis 40.000 Euro, um sofort Zugang zu 100 Euro Dividenden im Monat zu haben, ohne dass man Hochrisiko-Aktien kaufen muss. Man sollte aber bei der Auswahl der Aktien darauf achten, dass man wirklich verlässliche, gesunde Unternehmen kauft. Diese Unternehmen sollten Zukunftssicher sein und eine Historie von Dividendensteigerungen aufweisen, die für die Zukunft auf eben solche Steigerungen Rückschlüsse zulassen. Auch der Einstiegskurs spielt eine Rolle: Schaue dir den Chart des Unternehmens in den letzten 12 Monaten an - kann man vielleicht auf einen Kursrücksetzer warten oder ist dieser Preis aktuell vergleichsweise in Ordnung?

Wer jetzt die Hände über dem Kopf zusammenschlägt und sagt:"So viel Geld kann ich im Leben nicht zusammensparen", den möchte ich zumindest dahingehend ermutigen, dass man 100 Euro im Monat auch dann durch Dividenden erreichen kann, wenn man weniger Geld früh genug anlegt und dann mehrere Jahre wartet. Einzige Voraussetzung ist, dass das betroffene Unternehmen weiterhin gut Dividende zahlt und versucht, seine Dividende von Jahr zu Jahr anzuheben.

Es ist nämlich so, dass die Dividendenrendite nicht statisch ist. Sie basiert zwar immer auf dem durchschnittlichen Kaufpreis, den man bezahlt hat, jedoch wird die Dividende ja jedes Jahr angepasst, hoffentlich nach oben. Es gibt durchaus eine Reihe an DAX-Konzernen, die ihre Dividende beispielsweise innerhalb von 10 Jahren verdoppelt haben.

Wenn man also "nur" 20.000 Euro hätte, könnte man nach 10 Jahren in etwa mit dem Effekt rechnen, den man vorher bei 40.000 Euro gehabt hätte, wobei natürlich in den 10 Jahren laufend Dividenden gezahlt werden, die auch ganz nette Beträge ausmachen. Zusätzlich kann man in dieser Zeit weitere Ersparnisse in den Ring werfen, so dass neue Dividendenzahlungen mehr Geld ausmachen. 

Voraussetzung ist immer eine gute Auswahl an Aktien.

Irgendwann erreicht man bei Aktien, die man lange Zeit gehalten hat, einen immer höheren "Yield on Cost". So nennt man die Rendite, die man bei Dividenden auf den eigenen Kaufpreis nach längerer Zeit hat. Während andere immer noch die normale "aktuelle Dividendenrendite" zugrundelegen, ist unser Kaufpreis nach 10 Jahren möglicherweise viel niedriger, als es der aktuelle Kaufkurs erahnen lassen würde.

Wer eine Aktie kauft, die 4 oder 5 Prozent Dividendenrendite hat, kann möglicherweise nach 10 Jahren jährlich 8 bis 10 Prozent Rendite erhalten. Wenn das Unternehmen so weiter wächst und seine Dividendenpolitik so fortführt wie bisher. Ich rate deshalb dazu, bei der Auswahl der Aktien zu schauen, wie die Dividende in den letzten 10, 20 Jahren gewachsen ist, und daraus Rückschlüsse auf die Zukunft zu ziehen, die zusätzlich etwas vorsichtig sein sollten.


100 Euro pro Monat, 1200 Euro pro Jahr



Es ist gar nicht so schwer, 100 Euro im Monat netto zusätzlich zu erhalten, als passives Einkommen mit Dividenden. Die drei entscheidenden Hebel sind das eigene Kapital, welches wir zur Verfügung haben, die Dividendenrendite beim Kauf der Aktie sowie der zeitliche Rahmen, den wir uns geben. Man kann die Rechnerei beliebig in die Zukunft spinnen. Wer weiterhin spart und auf den Zinseszins-Effekt setzt (also die ausgezahlten Dividenden wieder investiert) kann auch irgendwann mit 1000 Euro im Monat rechnen. Je jünger man damit anfängt, desto mehr ist später im Leben möglich.

Sonntag, 4. März 2018

Aktienbewertung Anhand Von Dividendenkennzahlen

Man kann Aktien auf verschiedenen Wegen analysieren und bewerten. Das erfordert relativ gute Kenntnisse und ist für Anfänger teilweise überfordernd.

Es gibt aber aus meiner Sicht eine Methode, Aktien auf relativ einfache Art zu bewerten, vorausgesetzt, man möchte eine Dividendenstrategie fahren. Das bedeutet, dass man Aktien mit dem Ziel kauft, dauerhaft mit Dividenden Rendite zu machen und die Aktien nicht mehr zu verkaufen.

Wenn das also deine Strategie ist, dann schau dir meine Methode der Aktienbewertung an...


Aktienbewertung mit Dividendenmerkmalen



Eine Aktie zu bewerten, bedeutet nach meiner Vorstellung, zu analysieren, ob eine Aktie "fair bewertet" oder "günstig" ist. In anderen Worten, ob sie kaufenswert ist. Ich tue mich schwer damit, Aktien zu bewerten, die ich nur in Hinblick auf eine Kurssteigerung einschätzen soll, denn was ist, wenn eine Krise mögliche Kursgewinne auf Jahre hinauszögert?

Mir sind Dividendenrenditen wichtiger. Deshalb halte ich es für sinnvoll, Aktien in Bezug auf Dividenden zu bewerten. Da kann ich selbst in Krisenzeiten mit Renditen rechnen. Im Gegenzug sehe ich mein eingesetztes Kapital als "verloren" an, denn ich erwarte nicht, den Geldbetrag für den Kauf der Aktien zurückzubekommen, ich will nur auf Jahre gesehen Geldbeträge in Form von steigenden Dividenden, ohne dass ich meine Aktien gegen das Original-Kapital wieder eintauschen muss.

Wie aber bewerte ich? Es ist wie bei einem Koordinatensystem. Wenn man eine X-Achse und eine Y-Achse hat, reicht ein einzelner Wert nicht aus. Man braucht mehrere Werte, um einen Punkt im Koordinatensystem festzunageln. Genauso ist es bei Aktien und Dividenden. Wenn ich nur die aktuelle Dividendenrendite habe, sagt mir das nichts. Es kann sich um eine Schrottaktie oder eine Value-Aktie handeln. Ich brauche also mehr Daten. Das ist wichtig! Kauft niemals nur nach Dividendenrendite!


4 Schlüsselfaktoren



Es gibt bei der Aktienbewertung nach Dividendenkennzahlen für mich 4 Schlüsselfaktoren, wobei man gerne weitere (Umsatzwachstum, Gewinn pro Aktie etc.) ebenso nutzen kann.

Doch hier sind die Kennzahlen, die ich für die wichtigsten halte:

Dividendenrendite:

Diese Kennzahl ist wichtig, sie darf aber niemals das einzige Kriterium sein. Warum? Weil wir sonst nicht wissen, ob die Dividende nachhaltig und durch das Unternehmen finanzierbar ist. Was nützt es uns, wenn die Dividende letztes Mal prall war, nächstes Jahr aber gesenkt wird und ab übernächstem Jahr komplett ausfällt?

Was sagt uns die Dividendenrendite? Wie viel wir von unserem eingesetzten Kapital bei der nächsten Dividendenzahlung wiedersehen und wie viele Jahre eine solche Dividende ungeändert gezahlt werden müsste, bis wir unser Geld wieder drin hätten (bei 5% sind es 20 Jahre, bei 2,5% wären es 40 Jahre, wenn sich nichts ändert - kein Dividendenwachstum, keine Inflation etc.).

Ausschüttungsquote:

Die Ausschüttungsquote sagt uns, wie viel Prozent des Gewinns (wenn es denn Gewinn gibt!) eines Unternehmens ausgeschüttet werden müssen, um die Dividende zu bezahlen. Es gibt nicht zwingend eine gute und eine schlechte Ausschüttungsquote, es kommt auf die Branche / den Sektor an.

Manche Branchen zahlen generell einen hohen Prozentsatz ihrer Gewinne aus, weil sie als Unternehmen wenig Geld für Wachstum ausgeben. Dazu zählen häufig Energieversorger, Telekommunikationsanbieter und Immobilienunternehmen, darunter auch real estate investment trusts (REITs). Letztere sind sogar verpflichtet, mindestens 90 Prozent der Gewinne an die Aktionäre auszuschütten.

Manche Branchen zahlen eher geringe Prozentsätze aus, weil sie noch wachsen wollen. Dazu gehören häufig Technologieaktien und die meisten jungen Unternehmen. Dieses Bild kann sich aber in den nächsten Jahren auch noch ändern.

Was man zumindest beachten sollte: Je höher die Ausschüttungsquote, umso begrenzter ist die Möglichkeit des Dividendenwachstums. Wenn die Dividende also steigen soll, die Ausschüttungsquote aber schon sehr hoch ist, müsste das Unternehmen von Jahr zu Jahr höhere Gewinne machen, sonst stagniert die Dividende im besten Fall.

Bei einer geringen Ausschüttungsquote ist noch Raum nach oben da, selbst wenn die Gewinne nicht so schnell steigen sollten oder stagnieren. Dann wird einfach mehr vom Gewinn ausgeschüttet und der Dividendenfan ist zufrieden.

Dividendenwachstum:

Das Dividendenwachstum gibt an, wie schnell eine Dividende im Laufe der Zeit gewachsen ist oder in Zukunft voraussichtlich wachsen wird. Ich persönlich setze zwei Berechnungsmethoden ein. Zum einen rechne ich von Jahr zu Jahr, um das prozentuale Wachstum der Dividende zu erkennen, und bilde davon den Durchschnitt. Die zweite Methode ist, dass Dividendenwachstum von 5 Jahren zu berechnen, indem ich die Dividende eines beliebigen Jahres mit der Dividende 5 Jahre später vergleiche. Beide Methoden führen zu unterschiedlichen Ergebnissen, weil es bei Betrachtung mehrerer Jahre zusammen einen Zinseszins-Effekt gibt.

Hier einige Beispiele (fiktiv):

1999: 1,10 Euro
2000: 1,20 Euro
2001: 1,40 Euro
2002: 1,70 Euro
2003: 2,00 Euro
2004: 2,05 Euro

Ich sehe hier, wie sich die Dividende eines Unternehmens in den letzten Jahren entwickelt hat. Ich kann nun von Jahr zu Jahr rechnen, zum Beispiel so:

100:1,10*1,20=109,09
100:1,20*1,40=116,66
100:1,40*1,70=121,43

Ich sehe also, dass die Dividende von 1999 zum Jahr 2000 um 9 Prozent, zwischen 2000 und 2001 um 16,66 Prozent und zwischen den Jahren 2001 und 2002 um 21,43 Prozent gestiegen ist. Wenn ich diese Werte durch die Anzahl der Jahre teile, die ich vergleiche, kann ich ein Durchschnittswachstum errechnen:

(21,43+16,66+9,09):3=15,73

Im Durchschnitt sind also die Dividenden jedes Jahr um 15,73 Prozent gewachsen in einem 3-Jahres-Zeitraum.

Wenn ich die Gesamtsteigerung für 5 Jahre sehen will, kann ich zum Beispiel das Jahr 1999 mit dem Jahr 2004 vergleichen:

100:1,10*2,05=186,36

Die Steigerung der Dividende beträgt insgesamt 86,36 Prozent.

Ich kann anhand von eigenen Schätzungen oder den Schätzungen von Analysten die zukünftige Dividendenentwicklung abschätzen. Im gerade gezeigten Beispiel kann man entweder von Jahr zu Jahr hochrechnen oder eine Dividende in 5 Jahren vermuten.
Dabei sollte man sich die bisherige Dividendenentwicklung anschauen und konservativ in die Zukunft rechnen. Manchmal steigert sich die Dividende nicht mehr so krass wie früher, aber wenn das Unternehmen seit 20 Jahren seine Dividende in ähnlicher Weise gesteigert hat, wie dies in unserem Beispiel der Fall ist, dann könnte die Dividende in 5 Jahren sich vielleicht ähnlich entwickeln.

Wir haben vorhin 86,36 Prozent ausgerechnet. Sagen wir mal, wir vermuten in 5 Jahren eine Steigerung von nur 50 Prozent. Wir können also die heutige Dividende +50% rechnen und haben dann eine Dividende in 5 Jahren, die sehr konservativ gerechnet ist. Sagen wir, die heutige Dividende wäre 5 Euro, dann wäre die Dividende in 5 Jahren 7,50 Euro.

Man kann sogar die prozentuale Dividendenrendite für die Zukunft errechnen. Wenn 5 Euro heute bei einem Kaufpreis der Aktie von 100 Euro 5 Prozent entsprechen, dann sind 7,50 Euro Dividende in 5 Jahren bereits 7,5 Prozent auf den Kaufpreis!

Dividendenhistorie:

Alle Rechnereien sind sinnlos, wenn die Dividende nicht nachhaltig ist. Wir können zwar anhand der Dividendenhistorie nicht nachvollziehen, ob die Dividende in 5 Jahren noch brav gezahlt wird, aber eine sehr solide Dividendenhistorie sagt etwas darübr aus, ob das Unternehmen in der Vergangenheit treu seine Dividende gezahlt hat, ob es jemals Kürzungen gab und wie die Dividende in Krisenzeiten aussieht.

Ich empfehle, besonders auf harte Jahre wie 2008/2009 zu achten, denn damals gab es eine schwere Krise, und wenn ein Unternehmen auch damals stabil gezahlt hat und die Dividende zumindest nicht zu sehr gekürzt hat, ist das ein gutes Zeichen und drückt auch Wertschätzung gegenüber dem Aktionär aus. Je länger und makelloser eine Dividendenhistorie, desto transparenter ist die Dividendenpolitik des Unternehmens.


Wie man die Kennzahlen zusammensetzt



Ich habe jetzt mehrere Kennzahlen in den Raum geworfen, aber noch nicht komplett erklärt, wie man daraus eine Aktienbewertung machen kann.

Die Dividendenkennzahlen sind jedoch abhängig voneinander, wenn also mehrere Werte richtig schlecht sind, wird daraus klar, dass man die Aktie nicht kaufen sollte. Hier einige Überlegungen zur Bewertung:


  • Wenn die Dividendenrendite sehr schwach ist, die Ausschüttungsquote aber sehr hoch, ist das Unternehmen überbewertet und viel zu teuer. Beispiel: 60 Prozent des Gewinnes werden ausgeschüttet, aber die Dividendenrendite beträgt lediglich 3,2 Prozent.
  • Wenn die Dividendenrendite niedrig ist, und die Ausschüttungsquote ebenfalls, muss das Dividendenwachstum hoch sein, damit sich die Aktie lohnt. Beispiel: Ausschüttungsquote 25 Prozent, Dividendenrendite 1,9%, Dividendenwachstum von Jahr zu Jahr 20 Prozent. In diesem Fall kann die "persönliche Dividendenrendite" (yield on cost) in ein paar Jahren schon auf 3, 4 oder 5 Prozent steigen - das sollte man sich dann ausrechnen nach der Formel 100:Kaufpreis*zukünftige Dividende.
  • Die Dividendenhistorie ist ein Sicherheitsindikator ohne Garantie. Man weiß nie, was die Zukunft bringt. Aber eine 25-jährige, 50-jährige oder noch längere Historie stabiler Dividendenzahlungen ist definitiv nicht wertlos. Ist die Dividendenhistorie sehr kurz, z.B. nur 10 Jahre, sollte als Gegenleistung für diese Unsicherheit zumindest ein hohes zu erwartendes Dividendenwachstum erkennbar sein.
Wann ist also eine Aktie gut bewertet für einen Kauf nach Dividendenmaßstäben? Wenn sie eine stabile, nachhaltige und wachsende Dividende zahlt, die in einigen Jahren dazu führen wird, dass wir unser Geld wieder drin haben, nach einer Zeit, die wir für angemessen halten.

Solange die Dividendenzahlung stimmt, ist es mir dabei egal, wie teuer das Unternehmen an sich vom Marktumfeld eingeschätzt wird. Meine Rechnung ist relativ simpel: Ich will mein eingesetztes Geld schnell zurückbekommen und in einigen Jahren (5, 10, 20 Jahren) einen dicken Batzen zurückbekommen. Jahr für Jahr. Eine steigende Dividende, die heute bei 2 Prozent losgeht, kann in 20 Jahren durchaus 25 Prozent jährlich wert sein. Das bedeutet, ich könnte alle vier Jahre mein eingesetztes Kapital wiederkriegen.

Wer ein Beispiel für dieses Dividendenwachstum sehen will, kann sich ja mal die Dividendenrendite von Warren Buffett für Coca Cola ansehen. Er hat in den 80ern günstig gekauft, und kriegt heute sein Geld alle paar Jahre nochmal rein, wieder und wieder. Wichtig: Er hat langfristig investiert und seine Hausaufgaben gemacht.

Natürlich sind das nur einige Kennzahlen. Aber sie helfen sicher, in Bezug auf Dividenden gute Kandidaten zu finden. Ich halte es außerdem für wichtig, echte Markennamen zu kaufen und richtig tolle Unternehmen, die noch in 50 Jahren da sein werden.


Nachtrag: Dividenden und Sparen



Es gibt noch einen Aspekt, den ich beachtenswert finde: und zwar die Frage, ob man eher hohe Renditen am Anfang und dafür langsames Dividendenwachstum oder niedrige Startdividenden und hohes Dividendenwachstum bevorzugen sollte.

Diese Frage ist nicht leicht zu beantworten. Ich tue mich selber schwer damit. Man könnte zwar meinen:"Wenn ich das Geld jetzt nicht brauche, stecke ich lieber gleich alles in schnelles Dividendenwachstum bei niedriger Startdividende". Aber andererseits:"Wenn ich jetzt Renditen von 4-5 Prozent habe, bekomme ich jedes Jahr (ab jetzt!) viel Geld ausgezahlt, was ich reinvestieren kann".

Wer nur auf die Zukunft schaut, verpasst jetzt vielleicht den einen oder anderen Tausender, den er für später noch einmal investieren könnte. Wer aber nur REITs, Energieversorger und Telekom kauft, hat vielleicht dafür in 20 Jahren nur 10 Prozent Rendite und nicht 25 Prozent. Man muss also abwägen.


Nachtrag 2: Auslandsdividenden



Es gibt noch einen zweiten Gedankengang, und zwar die Frage, wie ich mein Anfangsvermögen anlegen sollte. Gerade wir deutschsprachigen Anleger bekommen oft amerikanische Aktien genannt, die toll sein sollen fürs Dividendenwachstum und die als "Dividendenaristokraten" bezeichnet werden. Alle Welt schwärmt von Coca Cola, McDonald's, Procter & Gamble und anderen.

Es gibt bei ausländischen Aktien jedoch das Problem, dass meistens Quellensteuer anfällt. Die jedoch ist meines Wissens nicht mit dem Steuerfreibetrag vereinbar. Wir zahlen also auf die Quellensteuer immer Steuern, auch wenn wir eigentlich einen Steuerfreibetrag hätten.

Eine Einzelperson hat in Deutschland den Freibetrag von 801 Euro, als Verheirateter hat man sogar 1602 Euro pro Jahr. Es wäre also eine Überlegung wert, zuerst solange in quellensteuerfreie Aktien zu investieren, bis man diesen Freibetrag ausschöpft. Das kann man zum Beispiel mit Aktien aus Deutschland, Brasilien, Singapur oder Großbritannien schaffen. Sobald man seinen Freibetrag voll ausschöpft, ist es dann egal, ob man amerikanische oder deutsche Aktien kauft.

Mittwoch, 21. Februar 2018

Stop Loss Orders Sind Quatsch!

Bis vor ein paar Wochen habe ich immer brav Stop Loss Orders gesetzt. Ich habe ja in meinem Leben schon eine Menge Börsenbücher gelesen, und es hat sich quasi als ein fester Glaubenssatz etabliert, dass ein Stop Loss immer vernünftig und klug sei, und dass ein Verzicht auf den Stop Loss gefährlich und dumm sei.

Ich habe mich inzwischen entschieden, auf Stop Loss Orders komplett zu verzichten. Und nun möchte ich erklären, weshalb.


Viele Anlagestrategien laufen dem Stop Loss zuwider



Es gibt einige Strategien an der Börse, die in Verbindung mit einem Stop Loss Sinn machen. Hier einige Beispiele:


  • Aktienkäufe in Hinblick auf technische Merkmale
  • Verlustbegrenzung im Urlaub, für den Fall eines radikalen Crashes
  • Letzte "Notbremse" an einer Grenze, ab der man die eigene Vision des Aktienverlaufs als gescheitert erklärt (diesen Stop Loss überlegt man sich zu Beginn der Investition, so dass man nachher nicht von Emotionen überrannt wird!)
  • Absicherung eines bereits erwirtschafteten "Papiergewinns" (Die Aktie befindet sich bereits stark im Plus, z.B. über 20 Prozent vom Kaufwert)

Allerdings liegt sogar bei diesen Überlegungen der Fehler schon im Detail. Hier meine Erkärung dazu:

  • Was ist, wenn es zu erheblichen Kursschwankungen kommt, der Kurs sich aber wieder radikal erholt, wenn man gerade "rausgeschmissen" bzw. "ausgestoppt" wurde?
  • Ab wann gilt eine Investition überhaupt als gescheitert? Kann man das schon nach einer Woche, einem Monat, einem halben Jahr sagen?
Das Problem beim Stop Loss ist, dass er im Prinzip jederzeit greifen kann, auch bei einer an sich tollen Aktie auf Sicht von 2-10 Jahren. Wenn also Alibaba, Tencent oder Paypal tolle Aussichten hatten, aber 4 Wochen nach meinem Kauf bereits in den Stop-Loss-Bereich gerutscht sind, war das jeweilige Investment für mich faktisch gescheitert und ich habe mich gewundert, was da falsch gelaufen war. Meine jetzige Erkenntnis: Nicht die Wahl der Aktie war falsch, ich habe mich einfach an das Gesetz des Stop Loss gehalten, und das war Quatsch.

Was man beachten muss, ist, dass es Szenarien gibt, in denen ein Stop Loss schlichtweg totaler Quatsch ist. Darunter befinden sich einige der häufigsten und beliebtesten Strategien:

  • Value Investing nach Warren Buffett (Solide Unternehmen, günstiger Einstiegspreis, Sicherheitsmarge für Fehleinschätzungen, Erfolge auf lange Sicht)
  • Dividendeninvesting (Geldeinnahmen durch Dividende, nicht durch Aktienverkäufe)
  • Growth Investing (Großes Gewinnwachstum, was auch auf lange Sicht sein kann - 3, 5 oder 10 und mehr Jahre)
Bei diesen Strategien fährt man auf einem großen Dampfer durch sehr stürmische Meere, aber es ist eben ein großer Dampfer, der stabil im Meer schwimmt und eine lange Reise vor sich hat. Ein Stop Loss kann hier richtig ärgerlich sein. Wenn man seine Zahlen analysiert hat und weiß, was man erwartet, dann sorgt ein Stop Loss genau für das Gegenteil dessen, was man möchte. Und das ist...


Stop Loss = Kaufe Teuer, Verkaufe Billig



Der Stop Loss sorgt für eine Verkehrung des Prinzips "Kaufe günstig, verkaufe teuer". Wenn man eine Aktie kauft und einen Stop Loss bei 10 oder 20 Prozent unter dem Kaufwert legt, heißt das, dass man automatisch verkauft, wenn dieser Fall eintritt. Was hat man dadurch wirklich gewonnen? Eigentlich nichts, es sei denn, man ist sich absolut sicher, dass dieser Preisverfall bedeutet, dass man falsch lag mit dem Kauf. Das muss aber gar nicht der Fall sein, denn Schwankungen sind möglich, und Marktcrashes müssen sich nicht zwingend auf das Unternehmen beziehen, in das man investiert ist.

Es gibt noch ein Problem beim Stop Loss, und diese leidige Erfahrung musste ich beim Crash im Februar 2018 machen.


Crash in Amerika, Stop Loss in Deutschland



Ich hatte vor einigen Wochen noch Aktien von Wirecard. Eigentlich eine tolle deutsche Aktie mit großen Chancen für die nahe und ferne Zukunft. Und ich bin mir auch heute noch sicher, dass die Aktie eines Tages mal richtig gut sein wird und die Hoffnungen belohnen wird.

Mein Problem bei Wirecard war, dass ich an sich einen guten Stop Loss gesetzt hatte, und so meine Verluste quasi auf Plus Minus Null begrenzt hätte. Das Problem aber: Der Crash geschah nachts an der Wallstreet, und als ich dann morgens aufstand, waren die Kurse bereits unten, so dass mein Stop Loss erst nach ein paar Stunden bei Xetra in Deutschland greifen würde. Es gab also gar kein Handelsfenster in der Zeit, als die Kurse sanken. Der Stop Loss war wertlos.

Ich musste dann selber entscheiden, was ich tun würde, was in einer solch emotionalen Situation nach einem Crash natürlich gefährlich ist. Ich habe dann in Panik bereits vorbörslich bei Lang und Schwarz zum denkbar ungünstigsten Moment verkauft, in der Annahme, dass ein riesiger Crash bevorstehen würde. Das Gegenteil war der Fall, die Aktie erholte sich im Laufe des Tages um über 5 Prozent.

Ich habe später Wirecard nochmal nachgekauft und meinen Verlust ein kleines Bisschen korrigiert, aber jetzt weiß ich, dass ich mich nicht ständig vom Auf und Ab an der Börse verrückt machen lassen will (Stichwort: Dividendenstrategie, mehr dazu in einem anderen Beitrag).


Fazit zum Stop Loss



Der Sinn des Stop Loss ist, zu greifen, wenn man selbst gerade nicht reagieren kann, oder zu schützen, wenn eigene Emotionen zu Fehlverhalten führen können. Das ist an sich korrekt.

Wenn der Stop Loss aber lediglich Verluste einbringt, obwohl man einen Investitionshorizont von mehreren Jahren hat, oder sowieso nur die Dividende will, oder ähnliches, dann sollte man die Regel vom zwingenden Stop Loss nicht zu religiös einhalten. Denn letzten Endes kostet der Stop Loss Gebühren und erklärt eine Investition de facto für beendet.

Wenn man also sowieso in der Aktie investiert bleiben will, ist eine Stop Loss Order Quatsch.