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Mittwoch, 21. Februar 2018

Stop Loss Orders Sind Quatsch!

Bis vor ein paar Wochen habe ich immer brav Stop Loss Orders gesetzt. Ich habe ja in meinem Leben schon eine Menge Börsenbücher gelesen, und es hat sich quasi als ein fester Glaubenssatz etabliert, dass ein Stop Loss immer vernünftig und klug sei, und dass ein Verzicht auf den Stop Loss gefährlich und dumm sei.

Ich habe mich inzwischen entschieden, auf Stop Loss Orders komplett zu verzichten. Und nun möchte ich erklären, weshalb.


Viele Anlagestrategien laufen dem Stop Loss zuwider



Es gibt einige Strategien an der Börse, die in Verbindung mit einem Stop Loss Sinn machen. Hier einige Beispiele:


  • Aktienkäufe in Hinblick auf technische Merkmale
  • Verlustbegrenzung im Urlaub, für den Fall eines radikalen Crashes
  • Letzte "Notbremse" an einer Grenze, ab der man die eigene Vision des Aktienverlaufs als gescheitert erklärt (diesen Stop Loss überlegt man sich zu Beginn der Investition, so dass man nachher nicht von Emotionen überrannt wird!)
  • Absicherung eines bereits erwirtschafteten "Papiergewinns" (Die Aktie befindet sich bereits stark im Plus, z.B. über 20 Prozent vom Kaufwert)

Allerdings liegt sogar bei diesen Überlegungen der Fehler schon im Detail. Hier meine Erkärung dazu:

  • Was ist, wenn es zu erheblichen Kursschwankungen kommt, der Kurs sich aber wieder radikal erholt, wenn man gerade "rausgeschmissen" bzw. "ausgestoppt" wurde?
  • Ab wann gilt eine Investition überhaupt als gescheitert? Kann man das schon nach einer Woche, einem Monat, einem halben Jahr sagen?
Das Problem beim Stop Loss ist, dass er im Prinzip jederzeit greifen kann, auch bei einer an sich tollen Aktie auf Sicht von 2-10 Jahren. Wenn also Alibaba, Tencent oder Paypal tolle Aussichten hatten, aber 4 Wochen nach meinem Kauf bereits in den Stop-Loss-Bereich gerutscht sind, war das jeweilige Investment für mich faktisch gescheitert und ich habe mich gewundert, was da falsch gelaufen war. Meine jetzige Erkenntnis: Nicht die Wahl der Aktie war falsch, ich habe mich einfach an das Gesetz des Stop Loss gehalten, und das war Quatsch.

Was man beachten muss, ist, dass es Szenarien gibt, in denen ein Stop Loss schlichtweg totaler Quatsch ist. Darunter befinden sich einige der häufigsten und beliebtesten Strategien:

  • Value Investing nach Warren Buffett (Solide Unternehmen, günstiger Einstiegspreis, Sicherheitsmarge für Fehleinschätzungen, Erfolge auf lange Sicht)
  • Dividendeninvesting (Geldeinnahmen durch Dividende, nicht durch Aktienverkäufe)
  • Growth Investing (Großes Gewinnwachstum, was auch auf lange Sicht sein kann - 3, 5 oder 10 und mehr Jahre)
Bei diesen Strategien fährt man auf einem großen Dampfer durch sehr stürmische Meere, aber es ist eben ein großer Dampfer, der stabil im Meer schwimmt und eine lange Reise vor sich hat. Ein Stop Loss kann hier richtig ärgerlich sein. Wenn man seine Zahlen analysiert hat und weiß, was man erwartet, dann sorgt ein Stop Loss genau für das Gegenteil dessen, was man möchte. Und das ist...


Stop Loss = Kaufe Teuer, Verkaufe Billig



Der Stop Loss sorgt für eine Verkehrung des Prinzips "Kaufe günstig, verkaufe teuer". Wenn man eine Aktie kauft und einen Stop Loss bei 10 oder 20 Prozent unter dem Kaufwert legt, heißt das, dass man automatisch verkauft, wenn dieser Fall eintritt. Was hat man dadurch wirklich gewonnen? Eigentlich nichts, es sei denn, man ist sich absolut sicher, dass dieser Preisverfall bedeutet, dass man falsch lag mit dem Kauf. Das muss aber gar nicht der Fall sein, denn Schwankungen sind möglich, und Marktcrashes müssen sich nicht zwingend auf das Unternehmen beziehen, in das man investiert ist.

Es gibt noch ein Problem beim Stop Loss, und diese leidige Erfahrung musste ich beim Crash im Februar 2018 machen.


Crash in Amerika, Stop Loss in Deutschland



Ich hatte vor einigen Wochen noch Aktien von Wirecard. Eigentlich eine tolle deutsche Aktie mit großen Chancen für die nahe und ferne Zukunft. Und ich bin mir auch heute noch sicher, dass die Aktie eines Tages mal richtig gut sein wird und die Hoffnungen belohnen wird.

Mein Problem bei Wirecard war, dass ich an sich einen guten Stop Loss gesetzt hatte, und so meine Verluste quasi auf Plus Minus Null begrenzt hätte. Das Problem aber: Der Crash geschah nachts an der Wallstreet, und als ich dann morgens aufstand, waren die Kurse bereits unten, so dass mein Stop Loss erst nach ein paar Stunden bei Xetra in Deutschland greifen würde. Es gab also gar kein Handelsfenster in der Zeit, als die Kurse sanken. Der Stop Loss war wertlos.

Ich musste dann selber entscheiden, was ich tun würde, was in einer solch emotionalen Situation nach einem Crash natürlich gefährlich ist. Ich habe dann in Panik bereits vorbörslich bei Lang und Schwarz zum denkbar ungünstigsten Moment verkauft, in der Annahme, dass ein riesiger Crash bevorstehen würde. Das Gegenteil war der Fall, die Aktie erholte sich im Laufe des Tages um über 5 Prozent.

Ich habe später Wirecard nochmal nachgekauft und meinen Verlust ein kleines Bisschen korrigiert, aber jetzt weiß ich, dass ich mich nicht ständig vom Auf und Ab an der Börse verrückt machen lassen will (Stichwort: Dividendenstrategie, mehr dazu in einem anderen Beitrag).


Fazit zum Stop Loss



Der Sinn des Stop Loss ist, zu greifen, wenn man selbst gerade nicht reagieren kann, oder zu schützen, wenn eigene Emotionen zu Fehlverhalten führen können. Das ist an sich korrekt.

Wenn der Stop Loss aber lediglich Verluste einbringt, obwohl man einen Investitionshorizont von mehreren Jahren hat, oder sowieso nur die Dividende will, oder ähnliches, dann sollte man die Regel vom zwingenden Stop Loss nicht zu religiös einhalten. Denn letzten Endes kostet der Stop Loss Gebühren und erklärt eine Investition de facto für beendet.

Wenn man also sowieso in der Aktie investiert bleiben will, ist eine Stop Loss Order Quatsch.

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