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Sonntag, 4. März 2018

Aktienbewertung Anhand Von Dividendenkennzahlen

Man kann Aktien auf verschiedenen Wegen analysieren und bewerten. Das erfordert relativ gute Kenntnisse und ist für Anfänger teilweise überfordernd.

Es gibt aber aus meiner Sicht eine Methode, Aktien auf relativ einfache Art zu bewerten, vorausgesetzt, man möchte eine Dividendenstrategie fahren. Das bedeutet, dass man Aktien mit dem Ziel kauft, dauerhaft mit Dividenden Rendite zu machen und die Aktien nicht mehr zu verkaufen.

Wenn das also deine Strategie ist, dann schau dir meine Methode der Aktienbewertung an...


Aktienbewertung mit Dividendenmerkmalen



Eine Aktie zu bewerten, bedeutet nach meiner Vorstellung, zu analysieren, ob eine Aktie "fair bewertet" oder "günstig" ist. In anderen Worten, ob sie kaufenswert ist. Ich tue mich schwer damit, Aktien zu bewerten, die ich nur in Hinblick auf eine Kurssteigerung einschätzen soll, denn was ist, wenn eine Krise mögliche Kursgewinne auf Jahre hinauszögert?

Mir sind Dividendenrenditen wichtiger. Deshalb halte ich es für sinnvoll, Aktien in Bezug auf Dividenden zu bewerten. Da kann ich selbst in Krisenzeiten mit Renditen rechnen. Im Gegenzug sehe ich mein eingesetztes Kapital als "verloren" an, denn ich erwarte nicht, den Geldbetrag für den Kauf der Aktien zurückzubekommen, ich will nur auf Jahre gesehen Geldbeträge in Form von steigenden Dividenden, ohne dass ich meine Aktien gegen das Original-Kapital wieder eintauschen muss.

Wie aber bewerte ich? Es ist wie bei einem Koordinatensystem. Wenn man eine X-Achse und eine Y-Achse hat, reicht ein einzelner Wert nicht aus. Man braucht mehrere Werte, um einen Punkt im Koordinatensystem festzunageln. Genauso ist es bei Aktien und Dividenden. Wenn ich nur die aktuelle Dividendenrendite habe, sagt mir das nichts. Es kann sich um eine Schrottaktie oder eine Value-Aktie handeln. Ich brauche also mehr Daten. Das ist wichtig! Kauft niemals nur nach Dividendenrendite!


4 Schlüsselfaktoren



Es gibt bei der Aktienbewertung nach Dividendenkennzahlen für mich 4 Schlüsselfaktoren, wobei man gerne weitere (Umsatzwachstum, Gewinn pro Aktie etc.) ebenso nutzen kann.

Doch hier sind die Kennzahlen, die ich für die wichtigsten halte:

Dividendenrendite:

Diese Kennzahl ist wichtig, sie darf aber niemals das einzige Kriterium sein. Warum? Weil wir sonst nicht wissen, ob die Dividende nachhaltig und durch das Unternehmen finanzierbar ist. Was nützt es uns, wenn die Dividende letztes Mal prall war, nächstes Jahr aber gesenkt wird und ab übernächstem Jahr komplett ausfällt?

Was sagt uns die Dividendenrendite? Wie viel wir von unserem eingesetzten Kapital bei der nächsten Dividendenzahlung wiedersehen und wie viele Jahre eine solche Dividende ungeändert gezahlt werden müsste, bis wir unser Geld wieder drin hätten (bei 5% sind es 20 Jahre, bei 2,5% wären es 40 Jahre, wenn sich nichts ändert - kein Dividendenwachstum, keine Inflation etc.).

Ausschüttungsquote:

Die Ausschüttungsquote sagt uns, wie viel Prozent des Gewinns (wenn es denn Gewinn gibt!) eines Unternehmens ausgeschüttet werden müssen, um die Dividende zu bezahlen. Es gibt nicht zwingend eine gute und eine schlechte Ausschüttungsquote, es kommt auf die Branche / den Sektor an.

Manche Branchen zahlen generell einen hohen Prozentsatz ihrer Gewinne aus, weil sie als Unternehmen wenig Geld für Wachstum ausgeben. Dazu zählen häufig Energieversorger, Telekommunikationsanbieter und Immobilienunternehmen, darunter auch real estate investment trusts (REITs). Letztere sind sogar verpflichtet, mindestens 90 Prozent der Gewinne an die Aktionäre auszuschütten.

Manche Branchen zahlen eher geringe Prozentsätze aus, weil sie noch wachsen wollen. Dazu gehören häufig Technologieaktien und die meisten jungen Unternehmen. Dieses Bild kann sich aber in den nächsten Jahren auch noch ändern.

Was man zumindest beachten sollte: Je höher die Ausschüttungsquote, umso begrenzter ist die Möglichkeit des Dividendenwachstums. Wenn die Dividende also steigen soll, die Ausschüttungsquote aber schon sehr hoch ist, müsste das Unternehmen von Jahr zu Jahr höhere Gewinne machen, sonst stagniert die Dividende im besten Fall.

Bei einer geringen Ausschüttungsquote ist noch Raum nach oben da, selbst wenn die Gewinne nicht so schnell steigen sollten oder stagnieren. Dann wird einfach mehr vom Gewinn ausgeschüttet und der Dividendenfan ist zufrieden.

Dividendenwachstum:

Das Dividendenwachstum gibt an, wie schnell eine Dividende im Laufe der Zeit gewachsen ist oder in Zukunft voraussichtlich wachsen wird. Ich persönlich setze zwei Berechnungsmethoden ein. Zum einen rechne ich von Jahr zu Jahr, um das prozentuale Wachstum der Dividende zu erkennen, und bilde davon den Durchschnitt. Die zweite Methode ist, dass Dividendenwachstum von 5 Jahren zu berechnen, indem ich die Dividende eines beliebigen Jahres mit der Dividende 5 Jahre später vergleiche. Beide Methoden führen zu unterschiedlichen Ergebnissen, weil es bei Betrachtung mehrerer Jahre zusammen einen Zinseszins-Effekt gibt.

Hier einige Beispiele (fiktiv):

1999: 1,10 Euro
2000: 1,20 Euro
2001: 1,40 Euro
2002: 1,70 Euro
2003: 2,00 Euro
2004: 2,05 Euro

Ich sehe hier, wie sich die Dividende eines Unternehmens in den letzten Jahren entwickelt hat. Ich kann nun von Jahr zu Jahr rechnen, zum Beispiel so:

100:1,10*1,20=109,09
100:1,20*1,40=116,66
100:1,40*1,70=121,43

Ich sehe also, dass die Dividende von 1999 zum Jahr 2000 um 9 Prozent, zwischen 2000 und 2001 um 16,66 Prozent und zwischen den Jahren 2001 und 2002 um 21,43 Prozent gestiegen ist. Wenn ich diese Werte durch die Anzahl der Jahre teile, die ich vergleiche, kann ich ein Durchschnittswachstum errechnen:

(21,43+16,66+9,09):3=15,73

Im Durchschnitt sind also die Dividenden jedes Jahr um 15,73 Prozent gewachsen in einem 3-Jahres-Zeitraum.

Wenn ich die Gesamtsteigerung für 5 Jahre sehen will, kann ich zum Beispiel das Jahr 1999 mit dem Jahr 2004 vergleichen:

100:1,10*2,05=186,36

Die Steigerung der Dividende beträgt insgesamt 86,36 Prozent.

Ich kann anhand von eigenen Schätzungen oder den Schätzungen von Analysten die zukünftige Dividendenentwicklung abschätzen. Im gerade gezeigten Beispiel kann man entweder von Jahr zu Jahr hochrechnen oder eine Dividende in 5 Jahren vermuten.
Dabei sollte man sich die bisherige Dividendenentwicklung anschauen und konservativ in die Zukunft rechnen. Manchmal steigert sich die Dividende nicht mehr so krass wie früher, aber wenn das Unternehmen seit 20 Jahren seine Dividende in ähnlicher Weise gesteigert hat, wie dies in unserem Beispiel der Fall ist, dann könnte die Dividende in 5 Jahren sich vielleicht ähnlich entwickeln.

Wir haben vorhin 86,36 Prozent ausgerechnet. Sagen wir mal, wir vermuten in 5 Jahren eine Steigerung von nur 50 Prozent. Wir können also die heutige Dividende +50% rechnen und haben dann eine Dividende in 5 Jahren, die sehr konservativ gerechnet ist. Sagen wir, die heutige Dividende wäre 5 Euro, dann wäre die Dividende in 5 Jahren 7,50 Euro.

Man kann sogar die prozentuale Dividendenrendite für die Zukunft errechnen. Wenn 5 Euro heute bei einem Kaufpreis der Aktie von 100 Euro 5 Prozent entsprechen, dann sind 7,50 Euro Dividende in 5 Jahren bereits 7,5 Prozent auf den Kaufpreis!

Dividendenhistorie:

Alle Rechnereien sind sinnlos, wenn die Dividende nicht nachhaltig ist. Wir können zwar anhand der Dividendenhistorie nicht nachvollziehen, ob die Dividende in 5 Jahren noch brav gezahlt wird, aber eine sehr solide Dividendenhistorie sagt etwas darübr aus, ob das Unternehmen in der Vergangenheit treu seine Dividende gezahlt hat, ob es jemals Kürzungen gab und wie die Dividende in Krisenzeiten aussieht.

Ich empfehle, besonders auf harte Jahre wie 2008/2009 zu achten, denn damals gab es eine schwere Krise, und wenn ein Unternehmen auch damals stabil gezahlt hat und die Dividende zumindest nicht zu sehr gekürzt hat, ist das ein gutes Zeichen und drückt auch Wertschätzung gegenüber dem Aktionär aus. Je länger und makelloser eine Dividendenhistorie, desto transparenter ist die Dividendenpolitik des Unternehmens.


Wie man die Kennzahlen zusammensetzt



Ich habe jetzt mehrere Kennzahlen in den Raum geworfen, aber noch nicht komplett erklärt, wie man daraus eine Aktienbewertung machen kann.

Die Dividendenkennzahlen sind jedoch abhängig voneinander, wenn also mehrere Werte richtig schlecht sind, wird daraus klar, dass man die Aktie nicht kaufen sollte. Hier einige Überlegungen zur Bewertung:


  • Wenn die Dividendenrendite sehr schwach ist, die Ausschüttungsquote aber sehr hoch, ist das Unternehmen überbewertet und viel zu teuer. Beispiel: 60 Prozent des Gewinnes werden ausgeschüttet, aber die Dividendenrendite beträgt lediglich 3,2 Prozent.
  • Wenn die Dividendenrendite niedrig ist, und die Ausschüttungsquote ebenfalls, muss das Dividendenwachstum hoch sein, damit sich die Aktie lohnt. Beispiel: Ausschüttungsquote 25 Prozent, Dividendenrendite 1,9%, Dividendenwachstum von Jahr zu Jahr 20 Prozent. In diesem Fall kann die "persönliche Dividendenrendite" (yield on cost) in ein paar Jahren schon auf 3, 4 oder 5 Prozent steigen - das sollte man sich dann ausrechnen nach der Formel 100:Kaufpreis*zukünftige Dividende.
  • Die Dividendenhistorie ist ein Sicherheitsindikator ohne Garantie. Man weiß nie, was die Zukunft bringt. Aber eine 25-jährige, 50-jährige oder noch längere Historie stabiler Dividendenzahlungen ist definitiv nicht wertlos. Ist die Dividendenhistorie sehr kurz, z.B. nur 10 Jahre, sollte als Gegenleistung für diese Unsicherheit zumindest ein hohes zu erwartendes Dividendenwachstum erkennbar sein.
Wann ist also eine Aktie gut bewertet für einen Kauf nach Dividendenmaßstäben? Wenn sie eine stabile, nachhaltige und wachsende Dividende zahlt, die in einigen Jahren dazu führen wird, dass wir unser Geld wieder drin haben, nach einer Zeit, die wir für angemessen halten.

Solange die Dividendenzahlung stimmt, ist es mir dabei egal, wie teuer das Unternehmen an sich vom Marktumfeld eingeschätzt wird. Meine Rechnung ist relativ simpel: Ich will mein eingesetztes Geld schnell zurückbekommen und in einigen Jahren (5, 10, 20 Jahren) einen dicken Batzen zurückbekommen. Jahr für Jahr. Eine steigende Dividende, die heute bei 2 Prozent losgeht, kann in 20 Jahren durchaus 25 Prozent jährlich wert sein. Das bedeutet, ich könnte alle vier Jahre mein eingesetztes Kapital wiederkriegen.

Wer ein Beispiel für dieses Dividendenwachstum sehen will, kann sich ja mal die Dividendenrendite von Warren Buffett für Coca Cola ansehen. Er hat in den 80ern günstig gekauft, und kriegt heute sein Geld alle paar Jahre nochmal rein, wieder und wieder. Wichtig: Er hat langfristig investiert und seine Hausaufgaben gemacht.

Natürlich sind das nur einige Kennzahlen. Aber sie helfen sicher, in Bezug auf Dividenden gute Kandidaten zu finden. Ich halte es außerdem für wichtig, echte Markennamen zu kaufen und richtig tolle Unternehmen, die noch in 50 Jahren da sein werden.


Nachtrag: Dividenden und Sparen



Es gibt noch einen Aspekt, den ich beachtenswert finde: und zwar die Frage, ob man eher hohe Renditen am Anfang und dafür langsames Dividendenwachstum oder niedrige Startdividenden und hohes Dividendenwachstum bevorzugen sollte.

Diese Frage ist nicht leicht zu beantworten. Ich tue mich selber schwer damit. Man könnte zwar meinen:"Wenn ich das Geld jetzt nicht brauche, stecke ich lieber gleich alles in schnelles Dividendenwachstum bei niedriger Startdividende". Aber andererseits:"Wenn ich jetzt Renditen von 4-5 Prozent habe, bekomme ich jedes Jahr (ab jetzt!) viel Geld ausgezahlt, was ich reinvestieren kann".

Wer nur auf die Zukunft schaut, verpasst jetzt vielleicht den einen oder anderen Tausender, den er für später noch einmal investieren könnte. Wer aber nur REITs, Energieversorger und Telekom kauft, hat vielleicht dafür in 20 Jahren nur 10 Prozent Rendite und nicht 25 Prozent. Man muss also abwägen.


Nachtrag 2: Auslandsdividenden



Es gibt noch einen zweiten Gedankengang, und zwar die Frage, wie ich mein Anfangsvermögen anlegen sollte. Gerade wir deutschsprachigen Anleger bekommen oft amerikanische Aktien genannt, die toll sein sollen fürs Dividendenwachstum und die als "Dividendenaristokraten" bezeichnet werden. Alle Welt schwärmt von Coca Cola, McDonald's, Procter & Gamble und anderen.

Es gibt bei ausländischen Aktien jedoch das Problem, dass meistens Quellensteuer anfällt. Die jedoch ist meines Wissens nicht mit dem Steuerfreibetrag vereinbar. Wir zahlen also auf die Quellensteuer immer Steuern, auch wenn wir eigentlich einen Steuerfreibetrag hätten.

Eine Einzelperson hat in Deutschland den Freibetrag von 801 Euro, als Verheirateter hat man sogar 1602 Euro pro Jahr. Es wäre also eine Überlegung wert, zuerst solange in quellensteuerfreie Aktien zu investieren, bis man diesen Freibetrag ausschöpft. Das kann man zum Beispiel mit Aktien aus Deutschland, Brasilien, Singapur oder Großbritannien schaffen. Sobald man seinen Freibetrag voll ausschöpft, ist es dann egal, ob man amerikanische oder deutsche Aktien kauft.

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